Gregor Schwellenbach – Gregor Schwellenbach spielt 20 Jahre Kompakt

Posted on 22 Juni 2013

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Kompakt. Von mir einst geliebt, bis aufs Blut verteidigt um dann doch irgendwann zu erkennen das die Jungs zu Scampi-fressenden Geldschefflern mutiert sind. Nichtsdestotrotz kann man ja ab und zu wieder in den Labelkatalog reinhorchen.
Zu einem etwas fragwürdigen Jubiläum erschien nun eine Platte, deren Idee so toll ist, das ich mich frage wieso man da nicht schon vorher drauf gekommen ist.

Der bärtige Gregor Schwellenbach passt rein optisch gesehen perfekt zur hippen Crew aus dem belgischen Viertel. Allerdings passen seine Kompositionen weder auf ne Speicher, noch aufs poppig technoide Mutterlabel. Nein nein, Gregor Schwellenbach ist Komponist, Pianist, Kontrabassist und Dirigent und er interpretiert 20 Tracks des Labels mit dem großen Punkt auf seine Art und Weise. Und ich finde das überraschend genial.
Allein die Eröffnung macht klar womit wir es zu tun haben. Mit etwas das die Grenze von Techno und moderner, avantgardistischer Klassik verwischen lässt. Die Platte mit Jürgen Paape’s Triumph zu beginnen ist schon ein kluger Schachzug. Der erste Kompakt Release von 1998 gehört für mich heute noch zu den Highlights des Labels. Schwellenbach schafft es hier dieses Gefühl des simplen aber effektiven Schiebers in seine eigene Welt zu extrahieren ohne das die eigentliche Seele des Tracks verloren geht. Mit Kickdrum inklusive. Überhaupt sind es die tanzbaren Tracks die den eigentlichen Reiz der LP ausmachen. Ob Closer Music’s Departures, Michael Mayer’s Speaker oder auch das mögliche Highlight Studio 1’s Grün. Dies alles sind kongeniale Beispiele für einen faszinierenden Trip in eine Parallelwelt voll ausgemerzter Widersprüche. Bei den klassischen Ambient Tracks von Triola oder Ulf Lohmann ist der Spielraum etwas enger gesetzt worden und dadurch bieten solche Stücke weniger Abweichungen zu den Originalen. Die großen Stärken des Albums sind die ausufernden Momente, diese kleinen epischen Episoden der instrumentalen Verführung die bei Oxia’s Domino in totaler Glückseligkeit gipfeln. Am Ende würden mir noch hunderte Tracks einfallen die Schwellenbach umschreiben sollte. Vielleicht gibt es irgendwann mal ein Sequel. Wäre schön.
Bleibt die Frage wie man auf die 20 Jahre kommt. Labelgründung war 1998. Hm, doch zuviele Scampis?

Gregor Schwellenbach spielt 20 Jahre Kompakt erschien als Doppel Vinyl (+ CD) am 3. Juni auf Kompakt.

Tracklist:
A1 Jurgen Pappe’s Triumph
A2 Justus Kohncke’s Was Ist Musik
A3 Closer Musik’s Maria
A4 Gui Boratto’s No Turning Back
A5 Ulf Lohmann’s Because
A6 Kaito’s Everlasting
B1 Voigt & Voigt’s Vision 03
B2 Closer Musik’s Departures
B3 Closer Musik’s One, Two Three (No Gravity)
B4 Voigt & Voigt’s Gong Audio
C1 Triola’s AG Penthouse
C2 Michael Mayer/Reinhard Voigt’s Unter Null
C3 Supermayer’s Two Of Us
C4 Jurgen Pappe’s Ofterschwang
C5 Jonas Bering’s Melanie
C6 Saschienne’s La Somme
D1 Michael Mayer’s Speaker
D2 Oxia’s Domino
D3 Studio 1’s Grun 4
D4 Superpitcher’s Tomorrow


on Discogs (bisher nur CD)
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on Vinyl


2 responses to Gregor Schwellenbach – Gregor Schwellenbach spielt 20 Jahre Kompakt

  • RFI sagt:

    frisch kanonisierter Gründungstermin für das plötzliche Jubiläum ist glaube ich die Eröffnung als Delirium ’93, aber ich habe das nur aus dem Fanzine, muss wohl auch das zehnjährige grad so verpasst haben. die Schwellenbach empfinde ich momentan noch mehr als inspirierendes Statement als als befriedigendes Hörerlebnis, aber ein paar Tracks hatten mich auch direkt (zB Jonas Berings Melanie).

    • Tobi sagt:

      Das mit dem Delirium Köln kam mir auch gleich in den Sinn. Die Studio 1 ist auch von 1995 und somit der älteste Track. Wenn man die ganzen Sachen kennt macht die Platte auch gleich doppelt Freude. Weiss auch nicht genau wie die Klassik Szene über so etwas denkt.

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