Langspielplatten Revue | Mai 2013
Posted on 30 Mai 2013
Ein toller Monat, dieser Mai. Neben einem Haufen großartiger Alben addiert sich noch der ESC-Faktor hinzu. So ist für genügend Abwechslung und schräge Qualitätsschwankungen ausreichend gesorgt. Ich fühle mich außerordentlich kulturell angereichert.
Das sind die Platten die noch unbedingt erwähnt werden müssen:
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Eloquent & Wun Two – Jazz Auf Gleich
Ich gebe Ihnen hier mein Ehrenwort – ich wiederhole: Mein Ehrenwort – das ich bis zum heutigen Tag vom Label Sichtexot keinerlei Schmiergelder bekommen habe. Meine Intention deren hochkarätigen Alben zu bewerten, ist allein von meinem Verständnis für guten, deepen und warmen Rapsound geprägt. Auch wenn ich einräumen muss das auf dieser Scheibe auch so mancher Füller zu finden ist, sind es allein die vor Fatness platzenden Beats von Wun Two wert sich diesen Kracher erneut ins Regal zu holen. Überdope.
Jazz auf Gleich erschien als Einzel-LP mit insgesamt 13 Tracks am 7. Mai auf Sichtexot. Wer beim Label direkt bestellte, bekam eine exklusive 7-inch als Bonus dazu.
Tracklist:
A1 Intro mit Flowtec
A2 Was Tun
A3 Bam Bam mit Tufu
A4 Fantastisch I
A5 Kleinod mit Loki
A6 Weird Schon
A7 Banalitäten mit Flowtec
B1 Grenzgänger mit Loki und Tufu
B2 Fantastisch II
B3 Lord Quas
B4 Wackness 101
B5 Zieh Dir Das Rein mit Anthony Drawn
B6 Jazz Auf Gleich
B7 Absurde Ausfälle
B8 Outro
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Ugly Heroes – Ugly Heroes
Jetzt ist es doch leider mal passiert. Mir wurde der Apollo Brown Sound einfach zu viel. Deswegen findet sich der Master der zerhackten Funk-Beats auch in dieser Unterkategorie. Natürlich ist das immer immer immer noch ausreichend um von einer guten Platte zu sprechen. Die Ugly Heroes bieten dafür auch genügend Material an tollen Songs. Die beiden MC’s Verbal Kent und Red Pill gehen klar und natürlich werden alle ihre Wortbeiträge von Browns typischen Kloppern perfekt unterlegt. Aber so nach 2 Jahren intensivster Brown-Analyse würde ich mir jetzt mal langsam eine gewisse Entwicklung herbeiwünschen. Ist das machbar?
Ugly Heroes ist digital bereits via Mello Music erschienen. Der Vinyl Release mit 15 Tracks ist für den 14. Juni geplant. Die Deluxe Edition ist mit einer Bonus 7″ ausgestattet und wird um die 26 Ocken kosten.
Tracklist:
1 The Feeling
2 Desperate
3 Good Things I Die
4 Long Drive Home
5 Hero’s Theme
6 Graves
7 Heart And Soul
8 Take It Or Leave It
9 Never Go
10 Sweet Love
11 God’s Day Off
12 Just Relax
13 This Is Life
14 Impaired Judgement
15 Push
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K-Def – The Exhibit
Moment mal, K-Def? Hatten wir den nicht schon bereits vor 2 Monaten mal? Stimmt, One Man Band gehört sogar für mich bisher zu den besten Platten in diesem Jahr. Bei diesem fix veröffentlichten Nachfolger wird dann auch klar was für ein Typ dieser Kevin Hansford ist. Ein wie von der Fleißmaus gebissener Bastard nämlich, der den ganzen Tag hinter einem Berg Samplern verbringt. The Exhibit ist zwar nicht ganz so ausgefeilt wie One Man Band, dafür aber gibt es mehr als solide Instrumental Kost die sich für einen lazy Sunday geradezu perfekt eignet. Ich mag diesen Kerl und seine lebhaften Hip Hop Entwürfe einfach.
The Exhibit erschien als Einzel-LP mit 15 Tracks am 30. April auf Redefinition Records. Eine auf 500 Stück limitierte Auflage in blau-grünem Vinyl gibt es auch. Bei hhv.de sogar noch In Stock.
Tracklist:
A1 Exhibit 2A
A2 The Fundamentals
A3 Improvs From The Brain
A4 Mind Boggled (Instrumental)
A5 Get Your Mustard (Instrumental)
A6 Relay The Piece (Instrumental)
A7 Lost My Thought Part 1 (Instrumental Intermission)
B1 Stay Thinking About Music (Instrumental)
B2 Belly Pots (Instrumental)
B3 Sitting At The Crib Pondering [Times Change Part 2] (Instrumental)
B4 Chord Tester (Instrumental)
B5 Rock It (Instrumental)
B6 Lost My Thought Part 2 (Instrumental Outro)
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Yatha Bhuta Jazz Combo – Yatha Bhuta Jazz Combo
Wie man Free Jazz mit Hip Hop mischt hat Madlib mit Yesterdays New Quintet ja breits vor über 10 Jahren eindrucksvoll bewiesen. Außer ihm haben sich das bisher nur wenige Produzenten getraut. Jetzt hat sich der Franzose Onra mit dem Geheimtip Buddy Sativa zusammengerafft und genau solch ein Unternehmen in Form einer unaussprechlichen Fiction Band auf die Beine gestellt. Die Yatha Bhuta Jazz Combo schwenkt ambitioniert zwischen improvisierter Jam Session, krautrock-artigen Auswüchsen und glücklicherweise auch angenehm beruhigenden Passagen. Mit solch einer musikalischen Wucht und Experimentierfreude wird so mancher wohl ein Problem haben. Auch wenn ich einräumen muss das die Platte nicht unbedingt „Bügelmusik“ ist, mag ich den erhabenen Grundton dieses leicht anstrengenden Werks. Zum alleine hören und an die Decke starren ideal.
Yatha Bhuta Jazz Combo erschien als Einzel-LP mit 12 Tracks am 15. Mai auf All City Dublin.
Tracklist:
A1 Universe Is Love
A2 UFO Paradise
A3 Dark Karma
A4 360°
A5 The Muse Inside
A6 Endangered Species
B1 Honey, Hash, Rose
B2 The Garden Of Heavenly Delights
B3 The Time Is Now
B4 Cos(X)
B5 Untitled (Afrojazz)
B6 Wandering, Wondering
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Lucas Arruda – Sambadi
Da mir dieser Kollege im April durchgeschlüpft ist, kommt halt die Zweitpressung vom Monatsanfang kurzerhand auf die Liste „Gegen das Vergessen“.
Muss ein brasilianischer Beatmaker eigentlich automatisch auch südamerikanischen Einfluss in seine Kompositionen mit einfließen lassen? Nö, muss er nicht, kann er aber! Der noch unbeschriebene Lucas Arruda tut genau das. Er packt einen ganzen Sambawagenumzug mitsamt leicht bekleideten Tänzern und wirklich allem Pipapo in seinen Drumcomputer und spukt eine wirklich grandiose Symbiose an tollen Tracks aus. Das schrüft auch häufig mal an einer gewissen Radiokompatiblität vorbei, aber ohne das einem die Mainstream-Haare zu Berge stehen. Eine Platte die einem gemütlich das Gesichtsfett massiert und ja, auch so ein wenig auf dieses verdammte Wetter kackt. Uhaaa uhaaa, du bist so heiß wie ein Vulkan!
Sambadi erschien in der Erstpressung als Einzel-LP mit 10 Tracks am 16. April auf Favorite Recordings.
Tracklist:
A1 Physis
A2 Tamba Part 1
A3 Batuque
A4 Who’s That Lady
A5 Rio Afternoon
B1 Na Feira
B2 Sambadi (Album Version)
B3 Carnival
B4 Alma Nova
B5 Tamba Part 2
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Locust – You’ll Be Save Forever
Verlassen wir aber mal den Zug der guten Laune und widmen uns kurz mal der Kategorie „Elektronik-Helden der 90er“. Der Niederländer Mark Van Hoen gehört mit seinem von den Kritikern oft gefeierten Projekt Locust sicherlich dazu. Seine auf dem R&S Sublabel Apollo veröffentlichten Platten gelten als wichtige Pfeiler von Stilen wie IDM, Ambient oder auch DnB. Natürlich nagt auch an solch einem Act wie Locust der Zahn der Zeit und wir wissen alle mit welcher Tragik so manch verblichener Star von damals gestraft wurde. Ich weiß wirklich nicht was Van Hoen die letzten Jahre so gemacht hat. Seit 2001 hat man kein Lebenszeichen mehr empfangen. Seine neue Platte allerdings ist ein überraschender Fingerzeig geworden. Es sind eine Menge dicht verwobener Ambient Tracks zu finden, die von einer gewissen Zeitlosigkeit geprägt sind. Mit den Beats hingegen hat sich Locust etwas verkalkuliert. Hier klingt alles sehr stark überholt und oftmals auch deplatziert. Die Stärken der LP liegen eher bei den chilligen Passagen. Hiervor ziehe ich gern meinen Hut.
You’ll Be Safe Forever erschien als Einzel-LP mit 13 Tracks am 30. April auf Editions Mego.
Tracklist:
A1 Fall For Me
A2 I Hear A Quiet Voice
A3 Strobes
A4 The Worn Gift
A5 Just Want You
A6 Remember
A7 Oh Yeah
A8 Do Not Fear
B1 More Like Prayer Than Science
B2 The Washer Woman
B3 The Flower Lady
B4 Subie
B5 Corporal Genesi
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Bibio – Silver Wilkinson
2013 ist irgendwie das Jahr von Leuten die ich vor einigen Jahren für mich neu entdeckt habe und die nun mit frischem Material wiederkehren. Nach Cocorosie, Dexter und Still Corners zieht auch Bibio mit einem neuen Langspieler nach. 3 Jahre nach Mind Bokeh, einer Platte die den renommierten Briten endgültig in die Hipster Charts beförderte, kommt nun mit Silver Wilkinson ein Schritt zurück in den Ruheraum wie es scheint. Nur ganz selten schert Bibio aus in die temporeicheren Gefilde. Meistens durchzwirbelt eine insgesamt sehr folkige Lo-Fi Stimmung mit viel Gewaber und dezentem Gesang die einzelnen Tracks. Ein bisschen fühlt man sich zurückversetzt in die Phase von Hand Cranked, dem wie ich finde besten Bibio Album. Das ist bemerkenswert, wo es doch oft eher genau umgekehrt und häufig auch grandios zum Scheitern verurteilt ist.
Meine kleine Geheim-Lieblingsplatte.
Silver Wilkinson erschien als Einzel-LP mit 11 Tracks und wunderhübschem Klappcover am 8. Mai auf Warp Records.
Tracklist:
A1 The First Daffodils
A2 Dye The Water Green
A3 Wulf
A4 Mirroring All
A5 À Tout à L’heure
A6 Sycamore Silhouetting
B1 You
B2 Raincoat
B3 Look At Orion!
B4 Business Park
B5 You Won’t Remember…
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MS MR – Secondhand Rapture
So, und nun noch die Mainstream Abteilung. Die macht sich hier in unserer kleinen Abschluss Inventur erstaunlich breit in diesem Jahr.
Dabei ging es für das schrill bunte Duo MS MR erschreckend schnell mit dem Major Signing. Eigenproduzierte Tracks und Videos stellte man bei Tumblr online, kassierte Klicks, Comments und Fame und war plötzlich ratzfatz im Studio bei RCA. Die Musik von MS Plapinger und MR Hershenow ist ein kraftvoller Pop Entwurf mit hohem Ohrwurm Charakter und dennoch einer verblüffenden Tiefe. Diese kommt zum einen durch die breit angelehnten Synth-Flächen, zum anderen durch Plapingers soulig warme Stimme. Auch wenn nicht alles sitzt ist das zu verschmerzen, schließlich ist das immer noch Majorkost. Wollen ja nicht übertreiben.
Secondhand Rapture erschien als Einzel-LP mit 12 Tracks am 10 Mai bei Columbia/Sony.
Tracklist:
A1 Hurricane
A2 Bones
A3 Ash Tree Lane
A4 Fantasy
A5 Dark Doo Wop
A6 Head Is Not My Home
B1 Salty Sweet
B2 Think Of You
B3 Twenty Seven
B4 BTSK
B5 No Trace
B6 This Isn’t Control
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Daft Punk – Random Access Memories
Jut, ham‘ wa alles? Ach verdammt, da war ja noch etwas. Gut, bringen wir’s hinter uns!
Daft Punk, die Superstars meiner DJ-Jugend sind zurück. Bis zum 2005er Album „Human After All“ lebte ich ja in dem Irrglauben das es vielleicht noch einmal wie früher werden würde. Das man wie bei Homework bei echt jedem verdammten Tracks ausflippt und ihn feiert wie das Größte überhaupt. Aber eigentlich sollte bereits bei Discovery klar geworden sein das es nie nie nie wieder so sein wird.
Hey, aber dafür ist Random Access Memories ein sehr homogenes, reifes und geradezu erwachsenes Old Fashioned Disco Album geworden, das wäre es in den frühen 80ern rausgekommen sicher die Sensation überhaupt gewesen wäre. Ich mag die erste Hälfte zweifelsohne. Ausgenommen dieser todlangweiligen Giorgio Moroder Tribute rockt es bis zur Gigantensingle „Get Lucky“ völlig schnörkellos. Dann wird das ganze einfach etwas blass und vergänglich und am Schluss hege ich doch noch einmal kurz die Hoffnung das Daft Punk irgendwann mal wieder einen Track vom Schlage eines Rollin‘ & Scratchin‘ dahinrotzen werden. Hach, wäre das wundervoll Guys.
Random Access Memories erschien als Doppel-LP mit 13 Tracks am 17. Mai auf Columbia/Sony.
Tracklist:
A1 Give Life Back To Music
A2 The Game Of Love
A3 Giorgio By Moroder
B1 Within
B2 Instant Crush
B3 Lose Yourself To Dance
C1 Touch
C2 Get Lucky
C3 Beyond
D1 Motherboard
D2 Fragments Of Time
D3 Doin‘ It Right
D4 Contact
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Und sonst so…? Achja Snoop Dogg macht jetzt Reggae. Ähm…ich muss weg!
1 Response to Langspielplatten Revue | Mai 2013
Boah, danke für den Tip! Hab letztens auch schon die Tufu hier durch dich kennengelernt. Der Sound von dem Label ist absolut super.
Gruß