ESC 2012: The Grembranx Results

Posted on 25 Mai 2012

Seit 15 Jahren gucke ich jetzt den ESC, und man kann sagen das es meinen sonstigen musikalischen Neigungen kaum geschadet hat. Es ist irgendwie als wenn ein Philosophie Professor einmal im Jahr zum Komasaufen nach Malle fliegt. Irgendwie so. Das ganze Jahr Underground Hip Hop, Indie Rock und Deep House und dann Ende Mai mal gepflegt ne Woche zu völlig beknacktem Scheiß abspacken. So muss das sein.
Und weil’s so schön ist hat die kleine Republik Humboldt/Gremberg das morgige Finale schon mal aufgelistet und bewertet. Auch wenn bereits zwei meiner Favoriten ausgeschieden sind, habe ich immer noch ein paar Hoffnungsträger im Ärmel. Let’s go!

Die Songs als YouTube Playlist findet ihr am Ende des Artikels!

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(Startnummer, Interpret, Titel, Land)


1. Engelbert Humperdinck – Love Will Set You Free (UK)

Zuerst habe ich das ja für einen schlechten Witz gehalten. Ist das wirklich DER Engelbert? Der mit der Schenkelbürste? Aber die scheint ja out zu sein. Und die Schlagernähe scheint auch längst überwunden. Denn Love Will Set You Free ist eine überraschend ernsthafte Orchestral-Ballade die mir vielleicht immer noch einen Tick zu seicht geschustert ist, die aber über keinerlei große Schwächen, geschweige denn Peinlichkeiten verfügt. Mal sehen wie das immer recht schwer gebeutelte Königreich sich schlägt mit der Nummer.

7 Points
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2. Compact Disco – Sound Of Our Hearts (Ungarn)

ElectroPop80erNewWave Gedöhns. Ernst guckende und völlig steif herum stehende Typen in Lederjacken und ein Sänger der nicht nur schlecht rasiert ist sondern gesangstechnisch auch völlig überfordert scheint. Finde ich mehr als fragwürdig. Darf gerne Vorletzter werden!

2 Points
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3. Rona Nishliu – Suus (Albanien)
Die wohl krassteste und überladenste Ballade die ich je gehört habe. Klar, auf albanisch klingts noch einen Tacken dramatischer. Was aber da bei 1:48 abgeht ist schon erschreckend. Stimmgewalt ist nicht immer eine Lösung. Wenn’s dafür Anerkennung gibt bitte, aber ohne mich!

3 Points
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4. Donny Montell – Love Is Blind (Litauen)

Peter Urban war ja völlig fassungslos nach dem Weiterkommen dieser Weisswurst. Und meine Freundin findet das seine beiden Gesichtshälften völlig identisch wären und das das somit einen schönen Mann aus ihm macht. Ähm, nunja. Davon mal abgesehen nimmt die zuerst angedeutete Schmachtballade eine absurde Richtung gen Disco und wird dann so derartig cheesy das ich morgen echt sehr, sehr viele Bacardi Rum trinken muss um dafür halbwegs mit dem Kopf zu nicken.

5 Points
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5.Maya Sar – Korake ti znam (Bosnien Herzegowina)

Gut das die olle, blonde Märchentante ins Finale kam. Denn wenn man genau hinhört kann man Zeilen wie „in die Tasche breschen“ verstehen, was bei unserer feucht fröhlichen ESC-Party morgen für viele heitere Momente sorgen wird. Ansonsten ist mir das alles zu Disney-mäßig nett und lieb. Irgendwie *gähn*. Ihr versteht?

3 Points
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6. Buranowski Babuschki – Party For Everybody! (Russland)

Als ich diese völlig bekloppten Omi’s das erste mal sah, nahm ich mir fest vor diese scheintote Truppe verbal in der Luft zu zerreißen. Was ich allerdings nicht ahnte, das ich am Folgetag  auf der Arbeit diese gottverdammte Hook des Refrains den ganzen Tag im Ohr hatte. Aaaargh…ihr Teufel. Kann sein das ich morgen bei nem guten Pegel nackt aufm Tisch tanze. Achja, gewinnen können die morgen auch. Russland wollte ja eh die Weltherrschaft.

8 Points
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7. Greta Salóme & Jónsi – Mundu Eftir Mér (Island)
Ich hab ja echt Verständnis für alles! Balkandisko, Ethno-Pop, Cello-Balladen, Trash Hip Hop, wasweissich! Aber diese stocksteife, pseudodüstere Moppelkotze aus Island ist ja wohl echt ne riesengroße Unverschämtheit. Und SOWAS wird auch noch gewählt! Island könnte man noch nicht einmal ne Telefonverschwörung mit anderen Länder unterstellen. Es ist grausam deluxe. Hoffentlich am Ende ganz weit hinten!

0 Points

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8. Ivi Adamou – La La Love (Zypern)

So, jetzt kommen wir endlich mal in die richtig schmutzigen Gefilde wofür ich den ESC am meisten liebe! Schön doofer Eurodance, yeah! Ausgerechnet Zypern, das Land was eigentlich nur durch die obligatorischen 12 Punkte aus Griechenland eine Daseinsberechtigung hat, schickt in diesem Jahr den kompromisslosesten Song ins Rennen. Klingt halt wie Chart Mukke anno 94′, hat einen eng gesetzten Refrain und macht verdammt viel Bock. Mir völlig Schnuppe was ihr denkt, ich find das geil! Kann sich gerne Am Schluss in der Top 5 blicken lassen.

10 Points
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9. Anggun – Echo (You And I) (Frankreich)
Auch wenn das nix bringt morgen, aber das Video zu der recht flotten Dance Nummer ist unübertroffen das beste. Natürlich richtig schön martialisch, wie sich das für unsere Freunde aus Frankreich gehört. Der Track an sich ist durchaus ok, auch wenn ich weiß das Viva La France wie immer völlig chancenlos ist. Am Lied liegt’s aber ganz klar nicht!

7 Points
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10. Nina Zilli – L’Amore È Femmina (Italien)

Italien gibt sich echt Mühe seitdem sie wieder europäisch mitmischen. Letztes Jahr die coole Swing/Jazz Nummer, diesmal dieses straight bratzige Blues/Funk Brett, holla holla. Könnte vielleicht sogar was reißen. Da ich aber mit der italienischen Sprache an sich ein paar Probleme habe, isses für mich eher Mittelmaß.

6 Points
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11. Ott Lepland – Kuula (Estland)

Hm, Ballade. Mit Geigen, Klavier und so. In Landessprache. Schön Schön. Gibt dem Ganzen ein paar nette Kanten. Aber hey, mal ganz unter uns…singt der nicht irgendwie polnisch? Ich verstehe immer „Kurwa Kurwa“. Ähm, fiel mir nur so auf…

6 Points
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12. Tooji – Stay (Norwegen)
Die DJ’s des nächsten Kölner CSD können sich schon mal einen Track auf die Merkliste setzten. Dieser durch und durch völlig verschwulte Schepperbeat mit seiner Gay-Hook setzt echt alles in Brand. BTW der Favorite von Frau Tobsucht. Und ich sach mal so…wenn genug Alk dann…naja…ihr wisst schon.

7 Points
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13. Sabina Babayeva – When The Music Dies (Aserbaidchan)

Das Siegerland mit einer ultra konservativen Pop Ballade die auf jedem germanischen Dudelsender laufen würde. Sorry, find ich ätzend, kann ich nix mit anfangen!

1 Points
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14. Mandinga – Zaleilah (Rumänien)
Alter, mein schwaches Herz. Rumänien fährt echt alles auf. Einen astrein dämlichen Humpa Humpa Beat, Dudelsäcke, volkstümliche Akkordeons und eine Sängerin die mit ihrem Namen auch Pornos drehen könnte. Eiskalt ins urinsteinverseuchte Klo gegriffen. Sorry aber dafür fliegt ihr aus der EU, haha (*Nelson lachen*)!

2 Points
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15. Soluna Samay – Should’ve Known Better (Dänemark)

Tja, wenn es schon nicht mit meiner tollen holländischen Indianerin vom 2. Halbfinale klappt, müssen eben die Dänen für meine Folk Rock Vorliebe herhalten. Die Sängerin sieht allerdings etwas überkonstruiert aus. Trägt ne alberne Annette Humpe Gedächtnis Kapitänskappe und hat sich wahrscheinlich ihre Tatoos nur aufgedruckt. Das Lied ist aber echt schuffig. Wer The Pierces & Co. mag fährt hier gut. Vordere Plätze gehen klar!

8 Points
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16. Eleftheria Eleftheriou – Aphrodisiac (Griechenland)

Seitdem Papademos & Friends vor 2 Jahren den griechischen Staatshaushalt mit ihrer wahnwitzigen Bühnenshow völlig aufgebraucht haben, muss wohl gespart werden. Deswegen schickt die Pita-Front eine wollüstige Tanzmaus mit sehr wenig Kleider am Leib ins Rennen. Die Nummer hat auch irgendwie den nötigen Suflakigroove, der ausreicht um Punkte aus dem Ostblock zu bekommen. Nach 10x Hören gefällts mir auch irgendwie. Aber psst, keinem erzählen!

7 Points
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17. Loreen – Euphoria (Schweden)

Man muss sich erst einmal zurechtfinden in diesem kraftvollen Eurotrance Song. Wenn das aber einem gelingt und einen der Refrain in all seiner Zaubermacht erreicht, wird man sich mit seiner Rum-Cola in der Hand erheben und rücksichtslos durchs Wohnzimmer pogen. Ich könnte mich täuschen aber ich rieche etwas. Es riecht nach Sieg! Mein Favorit!

12 Points
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18. Can Bonomo – Love Me Back (Türkei)

Ich erwähnte das schon früher mal in einem Blogpost, aber unsere Arkadaş stecken so ein wenig in der ESC-Krise. Früher alles weggeflasht was es gab, heute nur noch eine müde und mittelmäßige Randerscheinung. Das wird auch dieser homoerotische Seemann-Azubi nicht ändern können. Das Lied hat durchaus Potential mit seiner sähmig leichten Art. Aber wenn schon Ethno-Folk, dann doch bitte mit nem halbwegs passablen Sänger.

6 Points
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19. Pastora Soler – Quédate Conmigo (Spanien)

Warum gehört eigentlich ein so hoch verschuldetes Land wie Spanien noch zu den Big 5? Naja, was solls. Die Schmachtballade die dieses Jahr aufgefahren wurde ist sicherlich stimmgewaltig und kraftvoll genug um mal ein paar mehr Punkte als die Jahre zuvor zu bekommen. Dennoch springt bei mir der Funke eher nicht über…

5 Points
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20. Roman Lob – Standing Still (Deutschland)

Roman Lob wurde bei Unser Star Für Baku direkt von allen hofiert. Ob Jury, Publikum oder Telefonvoting. Mir wurde hier viel zu vorschnell geurteilt und zu wenig auf die Entwicklung und vor allen Dingen auf die Vielfalt des Künstlers geachtet. Und das haben wir nun davon. Ein relativ authentischer Skater-Boy mit rheinischen Einschlag im Satzbau und treu doofen Kulleraugen. Dazu noch eine unübertrefflich langweilige Softrock Nummer. Am Ende werden wohl einige einsehen müssen das Ornella de Santis die bessere Wahl gewesen wäre. Ich hab’s euch doch gesagt…*seufz*

3 Points (inkl. Nationalstolz-Bonus)
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21. Kurt Calleja – This Is The Night (Malta)

Boah, es gibt echt Grenzen! Welche Summen da aus Valletta geflossen sein müssen damit sich dieser schnöselige Schmierlappen von einem Kerl ins Finale schummeln konnte. Ganz wiederliche und endnervige Popgrütze. Muss zerstört werden!

0 Points
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22. Kaliopi – Crno I Belo (Mazedonien)

Und ich sach noch so zur Frau „Pass auf, die Mazedonier kloppen immer voll auf die Kackwurst“ Und so war’s dann auch. Nach einer Minute  Ballade macht die Frau, die klingt wie Gianna Nannini, ernst und lässt auf den Hörer die Rammstein-Gitarren los. Das haut nicht immer hin, ist aber trotzdem ein echt sicherer Popsong den ich aus unerklärlichen Gründen geil finde. Top 5 ist sicher. Balkan Balkan!

10 Points
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23. Jedward – Waterline (Irland)

Was sind wir letztes Jahr zu „Lipstick“ steil gegangen. Eine völlig abstruse Tanzmaschine die alles platt walzte. Und jetzt? Mittelmaß. Durchschnitt. 2. Aufguss. Tja, liebe Iren, das Privileg 2 mal hintereinander beim ESC teilzunehmen und auch noch gut zu sein, hat nur eine. Meine schnucki putzi Lena! Basta!

2 Points
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24. Zeljko Joksimovic – Nije Ljubav Stvar (Serbien)

No one can beat Milan Stankovic! Vor 2 Jahren die ESC-Granate schlechthin abgeliefert, steht Serbien immer wieder für qualitativ brauchbare Beiträge im Rennen um die Euro-Krone. Diesmal sehr melancholisch, emotional ergreifend und natürlich wie für die Nation üblich in Landessprache gesungen. Soviel Solidität gebührt Respekt. I like Serbia!

8 Points
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25. Gaitana – Be My Guest (Ukraine)

Die stimmlich beste Sängerin hat wohl in diesem Jahr die Ukraine im Gepäck. Allerdings wird Gaitana’s umwerfende Soul-Röhre für eine etwas zu gewollte Eurodance Rumpelei verschenkt. Dabei durchbricht der Track auch gerne mal das Genre gen Folklore, was das Ganze noch seltsamer macht. Trotzdem bekommt die Stimmgewalt nen kleinen Bonus!

7 Points
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26. Pasha Parfeny – Lautar (Moldawien)

Vom musikalischen Standpunkt betrachtet gibt es wenig zu meckern. Balkandisko deluxe. Mit Pauken und Trompeten, wie das sein muss. Aber dieser Sänger der aussieht wie Colin Farell verfährt sich in seiner Mainstreamigkeit völlig auf der Überholspur ins Verderben. Mit so’n bisschen Unterstützung von den Nachbarn könnt’s aber trotzdem Top 10 werden.

8 Points (Mukke) 2 Points (Gesang)

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Das ESC-Finale läuft Samstag Abend ab 21 Uhr in der ARD. Einschalten!


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